Sauna – so gesund ist Schwitzen
Autor: Maxi Christina Gohlke, Medizinautorin
Ein Besuch in der Sauna entspannt nicht nur, sondern hat zahlreiche positive Effekte auf unseren Körper. Das in Finnland kultivierte Schwitzbad trainiert die Fähigkeit des Körpers, seine Temperatur an extreme Wechsel zwischen Heiß und Kalt anzupassen. Saunieren fördert die Durchblutung, regt den Kreislauf an und stärkt die Abwehrkräfte – zumindest, wenn man es richtig macht. Worauf Sie beim Saunabaden achten sollten und welche gesundheitlichen Gründe gegen einen Saunabesuch sprechen können.
Selbst wenn die Finnen gerne die Ehre für sich beanspruchen, erfunden haben sie die Sauna nicht. Der Usus, den Körper im heißen Schwitzbad zu reinigen, ist fast so alt wie die Menschheit. Tatsächlich fanden Forscher in Asien rudimentäre Erdgruben aus der Steinzeit, in denen unsere Vorfahren heiße Steine mit Wasser übergossen, um im aufsteigenden Dampf zu baden. Wer im alten Rom etwas auf sich hielt, besuchte regelmäßig die öffentlichen Thermen. Und auch die Indianer kannten schon lange vor Columbus Schwitzhütten, um Körper und Geist für die heiligen Rituale vorzubereiten.
Dennoch waren es die Finnen, die die Sauna in ihrer heutigen Form kultiviert und in der ganzen westlichen Welt verbreitet haben. Dort hat fast jeder Haushalt seine eigenes Schwitzhäuschen oder Saunabad, selbst Miets- oder Ferienhäuser. Tatsächlich gibt es in Finnland mehr Saunas als Autos, insofern wird es zu Recht als "Mutterland der modernen Saunakultur" bezeichnet.
Die finnische Sauna – gesund für Körper, Geist und Seele
Der gesundheitsfördernde Aspekt des Schwitzens in heißer, trockener Luft mit anschließender Abkühlung ist inzwischen unumstritten. Der Wechsel zwischen Heiß und Kalt verlangt dem Temperaturregelungssystem des Körpers eine ordentliche Leistung ab und ist gerade deshalb ein ideales Herz-Kreislauf-Training. Dabei beschränkt sich der positive Effekt nicht auf eine Stärkung der Abwehrkräfte, sondern hat eine anregende wie auch entspannende Wirkung auf Körper und Psyche. Die gesundheitsfördernde Wirkung zeigt sich unter anderem durch:
Stärkung des Immunsystems und der Abwehrkräfte Hautreinigung und Anregung der Zellneubildung Verbesserte Durchblutung in Haut und Schleimhäuten Herz-Kreislauf-Training Entspannung der Muskulatur Beschleunigte Regeneration nach dem Sport Erholung und Entspannung der Psyche
Was passiert in unserem Körper im heißen Schwitzbad?
In der klassischen finnischen Sauna herrschen Temperaturen von 80 bis 100 Grad bei extremer Lufttrockenheit. Die heiße Luft erwärmt die Hautoberfläche und erweitert die Blutgefäße, erkennbar an der Rötung der Haut. Nach und nach steigt auch die Temperatur im Köperinneren von normalerweise 37 auf bis zu 38,5 Grad. Durch Schwitzen versucht der Organismus die Temperatur zu reduzieren. Die Muskeln werden durchblutet, der Kreislauf angeregt, Schlacken schneller abtransportiert. Nach der Sauna in der Abkühlphase wird der Körper durch frische Luft und kalte Güsse dann relativ schnell wieder auf Normalwert heruntergekühlt. Die Blutgefäße in der Haut ziehen sich zusammen, die Durchblutung wird gedrosselt. Ein abschließendes warmes Fußbad beruhigt das Nervensystem wieder, erweitert die Gefäße und sorgt so für Ausgleich und Wohlbefinden.
Damit das heiße Schwitzbad seine wohltuende Wirkung voll entfalten kann, sollten sich vor allem Sauna-Neulinge vorher über die Regeln für einen gesunden Saunabesuch informieren.
Saunaregeln: zehn Tipps für einen gesunden Saunabesuch
Saunabesuche sorgen für eine willkommene Auszeit vom Alltag und stärken die Abwehrkräfte – wenn dabei einige Grundregeln beachtet werden.
1. Das Wichtigste: ein großes Badetuch und viel Zeit Für den Aufenthalt in der Sauna sollten Sie ein großes Badetuch einpacken, damit kein Schweiß auf die Holzplanken gelangt. Praktisch sind außerdem weitere Handtücher zum Abtrocknen, Badeschlappen, Duschgel und ein Bademantel. Vergessen Sie nicht, etwas zu trinken mitzunehmen. Das Wichtigste aber ist: Bringen Sie genügend Zeit mit. Stress und Eile haben in der Sauna nichts zu suchen.
2. Vor der Sauna Sport, nach der Sauna Ruhe Wer Sport treiben möchte, sollte das vorher machen. Nach einem intensiven Training tut die Wärme besonders gut und kann sogar Muskelkater vorbeugen. Die Muskeln können sich regenerieren und die Milchsäure, die für die Entstehung des Muskelkaters verantwortlich ist, wird durch das Schwitzen schnell aus dem Körper transportiert. Nach der Sauna sollten Sie hingegen Muskelanstrengungen meiden, da der Körper nun Zeit zur Regeneration benötigt.
3. Vorher nichts Schweres essen Die extremen Temperaturen in der Sauna lassen den Kreislauf ordentlich arbeiten. Sie sollten den Körper nicht zusätzlich belasten, indem Sie vorher etwas Schweres essen. Doch auch ein leerer Magen bekommt vielen Saunagängern nicht. Am besten ist eine leichte Mahlzeit etwa ein, zwei Stunden vor dem ersten Saunagang. Falls Sie direkt vom Sport kommen, sollten Sie vor dem Saunieren die verbrauchten Flüssigkeitsreserven wieder etwas auffüllen.
4. Vor der Sauna duschen Vorher gründlich mit Duschgel zu duschen, ist nicht nur aus hygienischen Gründen wichtig. Der natürliche Fettfilm der Haut verzögert das Schwitzen. Trocknen Sie sich nach der Dusche gut ab, denn Restfeuchtigkeit lässt einen ebenfalls schlechter schwitzen. Während und nach der Sauna können Sie dann auf Pflegeprodukte weitgehend verzichten, denn Schweiß ist wasserlöslich.
5. Kleiderordnung für die Sauna: Adamskostüm In Finnland, dem Mutterland der Sauna, geht man nackt, also auch ohne Badebekleidung, in die Schwitzhütte. Das hat seinen guten Grund, da sich Keime im feuchtwarmen Milieu von Badekleidung besonders gern verbreiten und die Elastikfasern in der extremen Hitze schädliche Dämpfen verursachen können. Wer sich unwohl fühlt, kann sich aber ein Handtuch um die Körpermitte schlingen.
6. Das richtige Verhalten in der Sauna In der Sauna sollte man ruhig sein, um sich zu entspannen und andere nicht zu stören. Am besten legt man sich zunächst flach hin. Für die letzten zwei Minuten sollte man sich dann aufsetzen, das beugt Kreislaufproblemen beim Verlassen der Sauna vor. Empfehlenswert ist eine Verweildauer von acht bis zwölf Minuten je Saunagang – für alte Saunahasen auch mal 15 Minuten – und zwei bis drei Gänge mit jeweils einer Ruhepause danach.
7. Aufgüsse fördern das Schwitzen In vielen Saunen wird der Aufguss regelrecht zelebriert. Dabei werden ein paar Kellen Wasser, gerne auch mit Kräutern oder ätherischen Ölen versetzt, direkt auf die heißen Steine des Saunaofens gegossen. Der Sinn der Prozedur: Das plötzlich Ansteigen der Luftfeuchtigkeit lässt den Schweiß noch einmal so richtig fließen. Der Aufguss sollte immer gegen Ende eines Saunagangs erfolgen.
8. Richtig Abkühlen Für den gesundheitsfördernden Effekt der Sauna ist das Abkühlen das A und O. Zunächst sollte man nach dem Saunagang bei einem kurzen Spaziergang an der frischen Luft die Atemwege kühlen. Dann erfolgt die eigentliche Abkühlung mit Kaltwassergüssen – immer von den Extremitäten zum Herzen hin. Danach folgt eine kalte Dusche oder der Gang ins Tauchbecken. Ein warmes Fußbad am Ende der Abkühlphase schützt vor Nachschwitzen und Frieren.
9. Nach dem Saunabaden ausreichend trinken Bei einem ausgiebigen Saunabesuch schwitzt man etwa einen guten Liter Wasser aus. Diesen Flüssigkeitsverlust muss man natürlich wieder ausgleichen. Um den Entschlackungsprozess zu unterstützen, empfehlen Saunaexperten jedoch, zwischen den einzelnen Saunagängen nicht zu trinken und die Flüssigkeitsspeicher erst danach wieder aufzufüllen. Gut geeignet ist Mineralwasser oder eine dünne Saftschorle. Alkohol erweitert die Blutgefäße und ist deswegen beim Saunieren generell nicht empfehlenswert.
10. Nicht erkältet in die Sauna Wer erkältet ist, gehört nicht in die Sauna. Bei Infektionen jeglicher Art, auch bei grippalen Infekten, arbeitet das Immunsystem auf Hochtouren. Eine zusätzliche Belastung durch extreme Temperaturwechsel steckt der Kreislauf dann nicht mehr weg. Außerdem sollten Sie bedenken, dass Sie in der engen Saunakabine schnell andere anstecken. Eine gerade beginnende oder ausklingende Erkältung heraus zu schwitzen, ist unter Umständen möglich. Das sollten aber nur sehr erfahrene Saunagänger probieren.
Wer darf in die Sauna und wer nicht?
Die finnische Sauna mit ihren extremen Temperaturen ist natürlich eine ordentliche Herausforderung für das Herz-Kreislauf-System. Es gibt einige gesundheitliche Gründe, die einen Saunabesuch ausschließen. Wir haben für Sie genau geschaut, wer saunieren darf, wer vorsichtig sein muss und wer das Schwitzbad leider meiden muss.
Dürfen Kinder in die Sauna?
Babys und Kleinkinder haben in der Sauna noch nichts verloren. Das körpereigene Temperaturregelungssystem ist bei ihnen noch nicht ausreichend entwickelt. Obendrein kann der starke Flüssigkeitsverlust für sie gefährlich werden. Ab dem Kindergartenalter dürfen die Kleinen aber gerne mit in die Sauna, sofern sie das wirklich möchten. Kleine Saunagänger gehören dabei auf die mittleren Bänke und sollten das Schwitzbad nicht zu lange ausdehnen. Wichtig ist: Werden die Kinder unruhig, ist das ein Zeichen dafür, dass sie genug haben. Achten Sie als Eltern immer darauf, dass sich die Kleinen nach der Sauna ordentlich abkühlen und genügend trinken.
Senioren in der Sauna
Dürfen ältere Menschen noch in die Sauna? Aber natürlich. Für die Sauna gibt es keine Altersgrenze! Wenn Sie fit und gesund sind, können Sie so lange weiter saunieren wie sie möchten. Senioren ohne Saunaerfahrung sollten vor ihrem ersten Saunabesuch aber sicherheitshalber ihren Hausarzt fragen, da man bei einigen typischen Altersbeschwerden wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit der Sauna sehr vorsichtig sein muss.
Schwanger in die Sauna?
Erfahrene Saunagängerinnen müssen auch während der Schwangerschaft auf das Saunabaden nicht verzichten. Ganz im Gegenteil: Saunieren tut Schwangeren besonders gut, wenn es in vernünftigem Maße genossen wird. Die Wärme entspannt und macht die Muskeln weich und locker, was auch die Geburt erleichtern kann. Die Hitze schadet dem Baby nicht, egal in welcher Phase der Schwangerschaft, denn es ist in der Gebärmutter gut geschützt und bekommt von den Temperaturänderungen kaum etwas mit.
Haben Sie noch keine Saunaerfahrung, sollten Sie aber sicherheitshalber erst mit Ihrem Frauenarzt sprechen. Nach der Geburt sollten Sie das Ende des Wochenflusses abwarten.
Nicht in die Sauna gehen sollten Schwangere bei
Bluthochdruck Präeklampsie/Gestose drohender Frühgeburt vorzeitigen Wehen Krampfadern Risikoschwangerschaft Im Zweifelsfall gilt in der Schwangerschaft immer: lieber einmal mehr den Frauenarzt fragen!
Sauna während der Menstruation
"Besuch von Tante Rosa" ist heutzutage dank Tampons oder Menstruationstasse kein Hinderungsgrund. Gerade während der Periode tut vielen Frauen das heiße Schwitzbad gut, es wirkt entspannend auf die Gebärmuttermuskulatur und hilft sogar bei Regelschmerzen. Vorübergehend kann aber die Blutung durch die Wärme etwas stärker werden.
Sauna und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Direkt nach einem Herzinfarkt dürfen Sie nicht in die Sauna, ebenso nicht bei akuten entzündlichen Herzerkrankungen wie Myokarditis und bei koronaren Herzerkrankungen, die zu schneller Sauerstoff-Unterversorgung führen. Generell ist für Herz-Kreislauf-Patienten vor allem der starke Reiz durch die Abkühlung nach der heißen Sauna ein Problem. Fragen Sie sicherheitshalber Ihren Internisten oder Kardiologen.
Sauna bei hohem Blutdruck
Früher galt generell als Ausschlusskriterium für die Sauna. Inzwischen weiß man jedoch, dass regelmäßige Saunabesuche bei mäßig erhöhtem Blutdruck sogar hilfreich sein können. Während des Saunagangs lässt die Gefäßspannung etwas nach und der diastolische Wert sinkt sogar. Vorsichtig müssen Hypertoniker aber während der Abkühlphase sein, da durch den plötzlichen Kältereiz der Blutdruck kurzfristig sehr stark ansteigen kann. Bitte springen Sie auf keinen Fall ins kalte Tauchbecken, sondern kühlen Sie sich langsam und vorsichtig ab mit Spaziergängen an der frischen Luft und lauwarmen bis kühlen Güssen von den Extremitäten zum Herzen hin. Bei starkem Bluthochdruck sollten Sie generell nicht in die Sauna gehen!
Sauna bei Besenreisern, Krampfadern und Couperose
Leider ist es eine Tatsache, dass Saunieren bei Venenleiden wegen der gefäßerweiternden Wirkung nicht empfehlenswert ist. Dazu gehören auch erweiterte Venen an den Beinen, die man als Besenreiser oder bei stärkere Ausprägung als Krampfadern (Varizen) bezeichnet. Auch bei den geröteten Äderchen im Gesicht, der sogenannten Couperose, kann Saunieren das Erscheinungsbild verschlimmern. Gefährlich ist das zumindest im letzteren Fall aber nicht. Bei akuter Rosacea hingegen sollten Sie übermäßige Hitze wie in Sauna, Dampfbad oder Solarium unbedingt meiden, um keine Schübe auszulösen.
Sauna und Asthma
Bei akuten Asthmaproblemen ist Sauna tabu, ansonsten können Asthmatiker vor allem in anfallsfreien Phasen sehr vom Saunieren profitieren. Der Heiß-Kalt-Wechsel regt die Durchblutung der Schleimhäute an, die heiße Luft wirkt Bronchien-erweiternd. Vorsicht ist allerdings bei der Abkühlung geboten. Der plötzliche Wechsel an die kalte Luft oder ein eiskalter Wasserguss können einen Asthmaanfall verursachen, wenn sich die Gefäße zu schnell zusammenziehen. Asthmatiker sollten sich nach dem Saunagang langsam an der nicht zu kühlen Luft bewegen und anschließend vorsichtig unter der Dusche abkühlen.
Sauna bei Akne und anderen Hautproblemen
Sauna kann bei Akne sehr hilfreich sein, weil das Schwitzen die Poren öffnet und die Haut von innen heraus reinigt. Viele Dermatologen raten zu wöchentlichen Saunabesuchen als Akne-Therapie. Nach neueren Erkenntnisse können auch Neurodermitis-Patienten vom Saunabaden profitieren. Grundsätzlich sollten Sie aber bei Hautkrankheiten und Hautausschlägen, vor allem wenn sie ansteckend sein könnten, immer vorher den Arzt befragen.
Sofern Sie weitgehend fit sind und bei gesundheitlichen Einschränkungen ein wenig auf sich achten, steht einem gesunden Saunavergnügen nichts mehr im Wege.
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